Angehörige

Ein Angebot an alle, die einem nahe stehenden Menschen helfen möchten

Auch die Angehörigen von süchtigen und suchtgefährdeten Menschen brauchen Unterstützung. Denn die Gefahr ist groß, dass sie sich in einem kräftezehrenden Kampf um das Suchtmittel aufreiben. Viele Angehörige tun zudem alles, um das Suchtproblem zu verbergen. Sie möchten sich und ihre Angehörigen vor den Folgen der Sucht schützen und überlasten sich häufig selbst. Nicht selten endet diese ständige Überforderung für Angehörige in Erschöpfung, Verzweiflung, Depression und Hilflosigkeit.

Soweit muss es nicht kommen. Zwar können Sie als Angehörige oder Angehöriger das Verhalten eines süchtigen Menschen nicht unmittelbar beeinflussen, Sie können aber dazu beitragen, dass er Hilfe annimmt und die Abhängigkeit überwindet. Und Sie können dafür sorgen, dass die Sucht nicht auch Ihr ganzes Leben bestimmt.

Abhängigkeit ist kein Einzelschicksal. Im Gegenteil: Millionen Menschen sind betroffen. Sie und ihre Angehörigen brauchen Hilfe, die sie in den Einrichtungen der Suchthilfe finden.

Neben der seelischen Abhängigkeit gibt es bei Alkohol, Nikotin, verschiedenen Medikamenten und Heroin auch eine körperliche Abhängigkeit. Der Körper reagiert auf die ständige Zufuhr des Suchtmittels mit einer Anpassung des Stoffwechsels. Es werden zunehmend größere Mengen »vertragen« und die Dosis muss erhöht werden, um noch die gewünschte Wirkung zu erzielen. Bleibt das Suchtmittel aus, kommt es zu unangenehmen bis schmerzhaften und manchmal sogar lebensgefährlichen Entzugserscheinungen, welche bei erneuter Einnahme des Suchtmittels rasch wieder abklingen.

Die körperlichen Entzugserscheinungen werden gegebenenfalls während einer Entzugsbehandlung medikamentös behandelt. Weitaus schwieriger ist es, die seelische Abhängigkeit zu überwinden und dauerhaft abstinent zu bleiben.

Schritte aus der »Co-Abhängigkeit«

  • Den Tatsachen ins Auge sehen
    Sie anerkennen die Abhängigkeit Ihrer/Ihres Angehörigen als gegeben und trennen sich endgültig von der Hoffnung, all dies sei nur ein böser Spuk, der von alleine wieder verschwinden wird.
  • Den Krankheitswert der Abhängigkeit akzeptieren
    Sie akzeptieren, dass Ihre Angehörige/Ihr Angehöriger suchtkrank bzw. abhängig ist. Das bedeutet, er/sie sieht gegenwärtig keinen Weg, dauerhaft ohne das Suchtmittel zu leben und braucht Hilfe, um diesen Zustand zu überwinden. Sie akzeptieren zugleich, dass es nicht in Ihrer Macht steht, diese Abhängigkeit zu durchbrechen. Von nun an treffen Sie keine Absprachen mehr, von denen Sie ahnen, dass die abhängige Person sie nicht einhalten kann. Damit schützen Sie sich selbst vor Enttäuschungen und Vertrauensbrüchen.
  • Schuldgefühle überwinden
    Angehörige von Süchtigen quälen sich häufig mit Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen. Ganz besonders gilt das für die Eltern drogenabhängiger Kinder. Wichtig ist aber nicht, ob Sie in der Vergangenheit Fehler gemacht haben. Sondern wichtig ist, dass Sie sich jetzt um Hilfe bemühen.
  • Die eigene Angst bewältigen
    Sie bewältigen die Ängste, die auf Sie einstürmen und in Ihrer alten Rolle gefangen halten: »Wenn ich ihr nicht mehr helfe, gelte ich als herzlos und hart!«
    »Alles wird noch viel schlimmer werden! Er wird völlig abgleiten.«
    »Er wird seinen Arbeitsplatz verlieren.«
    »Unser Kind wird kriminell werden/sich prostituieren, wenn wir ihm/ihr kein Geld
    mehr geben.«
    »Man wird über uns reden.«
    ...
  • Aufhören, zu helfen
    Sie kümmern sich nicht länger um Dinge, die nicht Ihre Aufgabe sind, und versuchen nicht länger, die Krankheit und ihre Folgen zu verheimlichen. Gerade dieser wichtige Schritt fällt vielen sehr schwer und verlangt angesichts der Angst vor der Reaktion von Verwandten, Freunden und Nachbarn viel Mut.
  • Konsequent bleiben
    Dinge, die Sie ankündigen, führen Sie auch durch. Dinge, die Sie nicht durchführen können oder wollen, drohen Sie nicht mehr an. Sie machen deutlich, dass das, was Sie sagen, ernst zu nehmen ist.
  • Verantwortung für das eigene Leben übernehmen
    Möglicherweise haben Sie sich jahrelang ganz auf Ihren Angehörigen bzw. Ihre Angehörige konzentriert und dabei eigene Interessen, Freundschaften etc. vernachlässigt. Jetzt nehmen Sie Ihr Leben wieder selbst in die Hand, um es erfüllter werden zu lassen. Umgekehrt geben Sie der anderen Person die Verantwortung für ihr eigenes Leben zurück. Nicht länger sehen Sie in ihr bzw. ihm einen Teil von sich selbst, für dessen Handlungen Sie wie für eigene verantwortlich sind.

(Quelle DHS)